"Sedes sapientia"
"Sedes sapientia"

 

 

Das Gebet , das Hören auf Gottes Wort, ist die Mitte unseres Lebens. Hierin ist Maria uns Vorbild.

"Die Kontemplation der Jungfrau Maria, in der das Ideal des Karmel seine vollkommene Verwirklichung gefunden hat, wird zum Licht für den Weg der Nachfolge" (Konstitutionen).

Teresa bezeichnet das Innere Gebet als ein Verweilen bei einem Freund, mit dem wir gern und oft zusammenkommen.

Dieses Verweilen beschränkt sich nicht nur auf die morgendliche und abendliche Stunde des stillen Gebetes, sondern auch auf die Zeiten der Arbeit in einer Atmosphäre des Schweigens und der Einsamkeit.

Karmelitanische Mystik könnte man als Mystik der Freundschaft bezeichnen. Hier finden sich die beiden Komponente, die mystisches Geschehen auszeichnen: das Bewußtsein des Beschenktwerdens und das Wissen um ein totales Inanspruchgenommenseins: „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir.“ Wenn ich mich bemühe, Spuren Gottes in meinem Alltag zu finden, um daraus Gottes Anspruch an mich zu erfragen, dann beschränkt sich meine Welt nicht nur auf meinen Klosteralltag. Ich werde hellhörig auf die Signale, die von außen kommen. Mein Verhältnis zur „Welt“ verändert sich. Zwar wahre ich den Abstand, mein Leben innerhalb der Klausur bleibt eine Notwendigkeit, aber es gibt wichtige Berührungspunkte mit den Menschen, die andere Formen des geistlichen Weges gewählt haben, sei es in der Ehe, im Beruf, etc. Ich werde ihre Sehnsucht erspüren und es wird sich etwas in meiner Haltung verändern. Die Menschen bleiben nicht mehr draußen vor meiner Welt. Ich trage sie auch nicht nur allein durch mein Beten mit vor Gott, sondern sie sprechen mir durch ihre Fragen, Zweifel, durch ihre Erfahrungen von dem Gott, den auch meine Seele sucht. Die Wege bleiben verschieden, aber unsere Welten rücken plötzlich sehr viel enger zusammen und ein Austausch der Erfahrungen wird für beide Seiten lebensnotwendig.

Das beschränkt sich nicht auf den verbalen Dialog. Mein klösterliches Leben wird allein schon durch eine größere Transparenz, durch ein Mitteilnehmenlassen an bestimmten Gebetszeiten etc. etwas von seiner Exklusivität verlieren zugunsten einer Offenheit und eines größeren Miteinanders.

Wir werden verwandelt, wir werden Gott in unserem Alltag neu entdecken und von dorther immer wieder neu unseren Auftrag für diese Welt erhalten.

Mystik im Alltag ist ein Spiel der Liebe, ein Spiel voll tiefem Ernst, in das wir uns einlassen. Es gibt nur eine Spielregel - sehr einfach und doch welche Herausforderung: Geh den Dingen auf die Spur, lass sie dir sprechen von Gott, den deine Seele sucht. Und lass dich hier, an dem Platz, wo du gerade stehst, von Gott finden.

Mystik im Alltag öffnet unsere Augen für eine immer tiefere Begegnung Gottes in der Dunkelheit des Glaubens.

 

Download
Inneres Beten von Reinhard Körner
Inneres Beten.pdf
Adobe Acrobat Dokument 31.0 KB